Papamädchen – ja, das bin oder war ich von Herzen gerne. – Die Ruhe und Gelassenheit, wenn es schwierig wird, habe ich von meinem Vater „geerbt“ oder mir von ihm abgeschaut.
Mutig ist er mir immer vorgekommen, als er mit seinem vollgeladenen Unimog Getränke und andere Waren auf die Tölzer Hütte transportiert hat, und dabei hat er sich von nichts und niemandem aufhalten lassen. Der Fahrweg aus Schotter war steil und unwegsam, ich saß als kleine Tochter auf dem Beifahrersitz, und er hat Ruhe vermittelt – wir haben alles im Griff. Später hat er dann meinen Mut getestet: Möchtest du einmal fahren? Was ich mit dem Unimog? Warum eigentlich nicht? Was Neues ausprobieren, das Vertrauen des Vaters, dass ich es wohl schaffe – was gibt es Wertvolleres?
So kam es, dass ich das Autofahren auf einer Schotterstraße bergauf und bergab mit einem Unimog lernte.
Er selbst ist in der Nachkriegszeit auf einem Bauernhof aufgewachsen. Arbeiten war an der Tagesordnung. In seiner Jugendzeit hat er auch auf anderen Höfen Kühe versorgt, Heu gemacht, Traktoren gefahren, Holz gearbeitet und Kühe gemolken. Bis er seiner Leidenschaft, dem Bus- und Fernfahren, nachging und anschließend für fast 30 Jahre die Tölzer Hütte am Brauneck zusammen mit seiner Frau bewirtschaftete.
Ich durfte immer mit ihm gehen: Schneefräsen, Terrassen für die Gäste herrichten, Einkäufe erledigen, im Sommer den Zaun (das Kog) um die Hütte machen. All das durfte ich tun, ohne Einschränkungen, und nie kam die Aufforderung, doch der Mutter in der Küche oder in der Hütte zu helfen. Er hat es verstanden, mir als Kind das tun zu lassen, was mir Freude bereitete – und so lernte ich Dinge ganz von selbst, eben weil es mir Spaß machte.
Heute, an deinem 81. Geburtstag, möchte ich dir dafür danken. Die Freiheit, das zu tun, was einen innerlich antreibt, ist ein großes Geschenk und hat mir die Basis für mein Leben geschenkt.
Auch wenn die Wege steil und schotterig sind, kommt man mit Ruhe, Mut und einem gewitzten Lächeln auf den Lippen oben am Ziel an.
Lange Zeit waren meine Wege mit Schnee bedeckt und ziemlich glatt gewalzt – diese durfte ich mit den Skieern talabwärts jagen – auch diese Eigenschaften lernte ich schon auf meinem Schulweg. Die mentale Stärke und das gefühlvolle Skifahren brachten mir so einige Titel ein – ja sogar den der Olympiasiegerin.
Mittlerweile vermiete ich Ferienwohnungen am Königssee und kümmere mich um Wald und Wiesen rund um das Kressgrabenlehen – wohl auch die Leidenschaft zur Natur und die Unterhaltung von Gästen kann vererbt werden.
In diesem Sinne ois guade zum Geburtstag Vah (Vater)